Schon seit dem Ende 60er Jahren galt der englische Astrophysiker Stephen Hawking als herausragendes Talent und in der internationalen Fachwelt als beeindruckendster und bekanntester Physiker seit Albert Einstein. Ein paar Jahre früher, ca. Mitte der 60er Jahre, bekam er von Ärzten die niederschmetternde Diagnose ALS, eine unheilbare degenerative Nervenerkrankung, die zunehmend die Muskulatur im ganzen Körper schwächt und lähmt. Schon Ende der 60er Jahre war er deshalb an den Rollstuhl gefesselt. International bekannt machten ihn seine außergewöhnlichen Thesen zu schwarzen Löchern, mit denen er in den 70er Jahren des 20. Jh. weltweit auf sich aufmerksam machte. Es folgten viele Fernsehauftritte, Fernsehserien und sogar 2 biographische Verfilmungen, die ihn noch bekannter machten. In den 80er Jahren musste bei ihm wegen einer lebensbedrohlichen Lungenentzündung in Genf ein Luftröhrenschnitt durchgeführt werden, der dazu führte, dass er fortan nicht mehr sprechen und nur noch über einen Sprachcomputer kommunizieren konnte. In der ersten Zeit war er noch in der Lage, ihn manuell zu bedienen und die Worte selbst einzugeben. Nachdem er aber auch seine Finger nicht mehr bewegen konnte, steuerte er den Sprachcomputer bis zu seinem Tod im März 2018 ausschließlich über seine Augenbewegungen.
Biographisches
Kinderjahre und beruflicher Werdegang
Geboren wurde Stephen Hawking am 8. Januar 1942 in Oxford, wo er auch bis zu seinem 9. Lebensjahr aufwuchs. Sein Vater war Arzt, seine Mutter Wirtschaftswissenschaftlerin. Nachdem seine beiden Schwestern geboren waren, zog die Familie in den Norden Londons ins Stadtviertel St. Albans, wo Hawking die St. Albans School besuchte, eine Highschool mit erstklassigem Ruf. Nachdem er die Schule erfolgreich abgeschlossen hatte, wollte sein Vater, dass Stephen wie er selbst Medizin studierte, aber Hawking entschied sich für ein Mathematik- und Physikstudium. Er bekam ein Stipendium für die Universität Oxford und beendete sein Studium dort 1962 als Bachelor. Im Anschluss daran wechselte er auf das Trinity College in Cambridge und nahm dort ein Studium zum Doktor der Astronomie und Kosmologie auf. Zu Beginn seiner Studienzeit in Cambridge kam es zu mehreren gesundheitlichen Zusammenbrüchen und Ärzte fanden heraus, dass er unter einer juvenilen Art der unheilbaren Nervenkrankheit ALS litt, die zunehmend seine ganze Muskulatur lähmen würde und oft schon nach ein paar Jahren zum Tod führen könnte. Obwohl er schon mit nur 21 Jahren diese niederschmetternde Diagnose bekam, riet ihm sein Professor Dr. Dennis Sciama, ein bekannter Kosmologe, sein Studium nicht aufzugeben und so promovierte Hawking auf seinen Rat hin 1966. Seine Dissertation beschäftigte sich mit expandierenden Universen. Da er schon in dieser Studienphase Probleme mit ersten Lähmungserscheinungen hatte, mussten ihn teilweise Kollegen und akademisches Hilfspersonal beim Schreiben seiner Doktorarbeit unterstützen.
Wissenschaftliche Laufbahn und akademische Erfolge
Schon seit 1968 war Stephen Hawking dauerhaft auf einen Rollstuhl angewiesen. Er blieb zunächst im Institut für Theoretische Astronomie in Cambridge und erforschte dort ausgiebig die Quantenmechanik und schwarze Löcher, 1973 orientierte er sich zum Institut für Mathematik und Physik um. Mit nur 32 Jahren erhielt er 1974 als bis dahin jüngster Wissenschaftler für seine Verdienste um die Vereinheitlichung der Quantenmechanik und Relativitätstheorie die besondere Auszeichnung, Mitglied in der Royal Society of Science zu werden. 1979 wurde er von der Universität auf den Lucasischen Lehrstuhl für Mathematik berufen und erreichte damit den Höhepunkt seiner wissenschaftlichen Laufbahn in Cambridge. Als Lucasian Professor trat er damit das Erbe berühmter Physiker und Naturforscher wie Paul Dirac und Isaac Newton an.
Stephen Hawking genoss aber nicht nur die Anerkennung seiner Fachkollegen, sondern wurde auch jenseits der akademischen Welt geschätzt, als er als erster Physiker zusammen mit Roger Penrose gegen Ende der 60er Jahre den Beweis für die Singularitäten-Theoreme innerhalb der allgemeinen Relativitätstheorie antrat. Durch seine gründliche Beschäftigung mit schwarzen Löchern entwickelte er Anfang der 70er Jahre ein neues Konzept, das unter dem Begriff „Hawking-Strahlung“ bekannt wurde. Dieses Konzept stützte die Annahme, dass alle aus einem schwarzen Loch austretenden Teilchen eine Strahlung mit einer bestimmten Temperatur hervorbringen. Zur Eingrenzung dieser Temperatur, die direkt proportional in Korrelation zur Masse eines schwarzen Lochs steht, schuf Hawking eine Formel, die über Lichtgeschwindigkeit, Gravitätstheorie und Masse auch das Plancksche Wirkungsquantum mit berücksichtigt.
In der wissenschaftlichen Fachwelt erntete Hawking großen Respekt mit seinen Theorien zu schwarzen Löchern, wurde aber wegen seiner Arbeit The Black Hole Information Loss Problem auch kritisiert. Einige seiner Publikationen brachten ihm in den 80er Jahren auch jenseits seines akademischen Wirkungskreises große Anerkennung ein und machten seine Theorien über das Weltall und die schwarzen Löcher auch einem größeren Publikum zugänglich. Vor allem seine Bücher Das Universum in der Nussschale, Einsteins Traum. Expeditionen an die Grenze der Raumzeit, Eine kurze Geschichte der Zeit (1988) und Die kürzeste Geschichte der Zeit standen ganz oben auf den Bestsellerlisten und Stephen Hawking wurde für seine wissenschaftlichen Forschungen mit namhaften Ehren wie dem Albert-Einstein-Preis ausgezeichnet und von Königin Elizabeth II. zum Commander of the British Empire befördert.
Privatleben
In seiner Studienzeit in Cambridge begegnete Stephen Hawking Jane Wilde, die dort Romanistik studierte. Die beiden verliebten sich und – obwohl er zu dieser Zeit schon schwer krank war – heirateten sie 1965 und bekamen zusammen 3 Kinder: Robert (1967), Lucy (1970) und Timothy (1979). Die Ehe endete, als er eine Affäre mit seiner Krankenschwester Elaine Mason begann. Jane und Stephen Hawking ließen sich 1990 scheiden und 1995 heiratete er Elaine Mason. Diese Ehe dauerte 11 Jahre. Seine erste Frau Jane versuchte ihre Ehe mit ihrer Autobiographie Traveling to Infinity – My Life with Stephen zu verarbeiten. Dieses Buch bildete die Vorlage für den 2014 erschienenen Film The Theory of Everything (auf deutsch „Die Entdeckung der Unendlichkeit“). Der Film bekam einen Oscar und wurde mit mehreren Golden Globes prämiert.
Hawkings Tochter Lucy begann nach ihrer Schulzeit ein Studium der französischen und russischen Literatur in Oxford und arbeitete nach ihrem Studium als Journalistin bei mehreren namhaften englischen Zeitungen. Darüber hinaus schrieb sie 2 erfolgreiche Romane. Danach begann sie zusammen mit ihrem Vater die Arbeit an einem Buch für Kinder Der geheime Schlüssel zum Universum. Dieses Buch handelt von den Abenteuern eines Jungen namens George, einem Wissenschaftler und seiner Tochter Annie und ihrem schlauen Computer Cosmos und erklärt Kindern über die Abenteuer, die Figuren in dem Buch erleben, die Geheimnisse des Weltalls. Bei der Arbeit an dem Buch wurden sie unterstützt von dem französischen Physiker und Autor Christophe Galfar, einem ehemaligen Doktoranden von Hawking.
Der große Erfolg von Stephen Hawking als eine der bekanntesten Persönlichkeiten ist aber nicht allein durch seine wissenschaftlichen Forschungen erklärbar, auch sein unverwechselbares, von seiner schweren Krankheit gezeichnetes Aussehen und sein öffentliches Engagement trugen dazu bei und verliehen dem berühmten Astrophysiker einen Ruf, der nicht auf Mimik und Gestik angewiesen ist, sondern gerade durch die reduzierte und prägnante Wortwahl seinen brillanten Geist wirken ließ. Unter Wissenschaftlern übt gerade das eine besondere Faszination aus. Stephen Hawking ist es darüber hinaus gelungen, wissenschaftliche Theorien der Physik und Astronomie über die wissenschaftliche Fachwelt hinaus einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
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