Neutrinovoltaic ist ein neuer Begriff im Bereich der Energietechnologien, den man sich unbedingt merken sollte. Entstanden ist er aus der Zusammenführung der beiden Wörter Neutrino und Fotovoltaik. Gemeint ist damit eine neue nachhaltig Technologie, die mithilfe der Neutrinos und anderer nichtsichtbarer natürlicher und kosmischer Strahlungsspektren Energie wandelt und als Strom bereitstellt.
Die Fotovoltaik ist sicher jedem Leser und jeder Leserin ein Begriff. Aber wussten Sie auch, dass diese Technologie seit ihren Anfängen in den 70er-Jahren des vorigen Jahrhunderts gut 20 Jahre gebraucht hat, um zu einer bedeutenden Technik der Energiegewinnung zu werden? Die Fotovoltaik ist eine dieser Techniken, die ursprünglich für die Raumfahrt entwickelt wurden, und dann den Sprung in unser tägliches Leben geschafft haben. Anfangs konnten Fotovoltaikzellen nur geringe Mengen Strom, beispielsweise für einen Taschenrechner, produzieren. Erst seit den 90er-Jahren ist diese Technik so weit fortgeschritten, dass sie den Strom für Haushalte und mehr liefern kann.
Der zweite Teil des Begriffs Neutrinovoltaic ist das Neutrino. Neutrinos sind winzig kleine, hochenergetische, nicht sichtbare Teilchen aus dem Weltraum, die ständig in großen Mengen jeden Punkt der Erde erreichen. Darin ähneln sie den Sonnenstrahlen. Der Unterschied besteht darin, dass Neutrinos uns immer erreichen, unabhängig von der Tages- oder Jahreszeit und der Witterung. Außerdem haben Neutrinos eine winzig kleine Masse. Diese wurde unabhängig voneinander von zwei Physikern, dem Kanadier Arthur Mc Donald und dem Japaner Takaaki Kajita, durch neu entwickelte Messmethoden nachgewiesen. Dafür erhielten beide Forscher im Jahr 2015 den Nobelpreis für Physik.
Was haben diese Neutrinos nun aber mit Energiegewinnung zu tun? Durch alle natürlichen Materialien, einschließlich menschlicher und tierischer Körper, gehen Neutrinos nahezu spurlos durch. Daher merken wir im täglichen Leben nichts von deren Existenz. Treffen Neutrinos allerdings auf künstlich hergestelltes, dichteres Material, geben sie einen Teil ihrer Bewegungsenergie an die Moleküle dieses Materials ab. Dies ist ungefähr so, wie der Wind, der die Rotorblätter einer Windkraftanlage antreibt – nur in einem wesentlich kleineren Maßstab. Da aber in jeder Sekunde jeder Quadratzentimeter unserer Erde von 60 Milliarden Neutrinos getroffen wird, stünde theoretisch eine nahezu unendliche Menge an Energie zur Verfügung. Diese Wechselwirkungen wurden schon im Jahr 2015 von US Universitäten und Materialwissenschaftlern, die auch mit der Neutrino Energy Group kooperieren, gezeigt und im Versuchsaufbau demonstriert.
Die Neutrino Energy Group ist ein deutsch-amerikanischer Forschungsverbund, dessen Forschungsgegenstand die Nutzung der nichtsichtbaren Strahlenspektren zur Energiegewinnung ist. Kein Thema könnte heute aktueller sein, da die Menschheit wegen des Klimawandels und der Endlichkeit fossiler Brennstoffe dringend neue Energiequellen benötigt.
Der Neutrino Energy Group ist es gelungen, ein Material zu entwickeln und patentieren zu lassen, das dicht genug ist, um Wechselwirkungen mit Neutrinos hervorzurufen. Mit diesem Material werden die ersten Neutrinovoltaic-Zellen zur Stromversorgung entwickelt. Das Material besteht im Prinzip aus einer Trägerschicht, auf die Schichten mit dotiertem Graphen und Silizium aufgedampft werden. Die Dicken dieser Schichten liegen im Nanobereich. Wird dieses Material von Neutrinos getroffen, geben diese vertikale Impulse an das Graphen und horizontale Impulse an das Silizium ab. Entscheidend ist nun die richtige Schichtdicke dieser dotierten Materialien. Bei optimaler Schichtdicke geraten die durch die Impulse hervorgerufenen atomaren Vibrationen in Resonanz. Sie überträgt sich an das Trägermaterial und ruft dort einen elektrischen Strom hervor.
Rein theoretisch ist die Menge der gewonnenen Energie von der durchströmten Fläche abhängig. Mit der „Neutrino-Inside-Lösung“ könnten so in Zukunft elektrische Geräte ohne Kabel oder Steckdose überall aufgeladen werden. Die Energie würde einfach aus der Umgebung eingesammelt. Damit stünde der Menschheit eine unendliche, ständig verfügbare und saubere Energiequelle zur Verfügung. Der Klimawandel könnte damit aufgehalten werden.
Dies sieht auch Holger Thorsten Schubart, der CEO der Neutrino Deutschland GmbH so. Sie ist die deutsche Vertretung der Neutrino Energy Group und hat ihren Hauptsitz in Berlin. Schubart kritisiert, dass in Deutschland zwar viel Energie in die Grundlagenforschung gesteckt wird, die Anwendungsentwicklung aber noch zu kurz kommt. Sein Unternehmen will dies in internationaler Zusammenarbeit ändern und die Neutrinovoltaic-Zellen praxistauglich machen.
Volker Adamietz meint
Faszinierende Technologie!
Schade, aber viel Neues gibt es in dem Bericht leider nicht zu lesen. Ziemlich der gleiche Inhalt, wie der vor einem Monat.
Mich würde interessieren, wie der aktuelle Forschungsstand ist bzw. was die Fortschritte in letzter Zeit sind. Auf Facebook habe ich gelesen, dass die Technologie bereits in einer Handtasche integriert wurde und diese Lady Gaga überreicht bekam. Ist das so – oder bekommt sie die Tasche erst? Wie viel Watt erzeugt diese Tasche und wie groß ist die Fläche, die für die Stromerzeugung-erforderliche Spezialfolie?
Wie schaut die weitere Roadmap für die kommenden Jahre aus? Bis wann kann man mit ersten am Markt verfügbaren Produkten rechnen? Ich wäre einer der ersten, der so etwas kaufen würde. 😉
Freue mich auf aussagekräftige Fakten! 😉
Volker Adamietz meint
Was ist denn der aktuelle Stand bei der Forschung? Wann kann man mit marktreifen Produkten rechnen? Wie steht es mit dem Wirkungsgrad bezogen auf die Fläche der verwendeten Folie?
Freue mich über weitere Infos.
http://www.elektroautor.com
Mario Wittchen meint
Hallo zusammen,
gibt es schon anwendungsreife Produkte?
Christian Apl meint
Wie sind denn die Schätzungen, wie lange es dauert, bis diese Technologie klimawendewirksam eingesetzt werden kann?
Felix Bernhart meint
Hallo Leute,
ich habe vom ‚Neutrino Power-Cube‘ gelesen. Gibt es die Möglichkeit, diesen zu Testzwecken zu bekommen?
Gibt es eine Video-Vorführung von Versuchen? Oder gibt es irgend etwas Konkretes?
Leider bekomme ich keine Antworten auf Mails.
Rainer Heesche meint
würde gern mehr erfahren von dieser zukunftsweisenden Technik
Danke
Der Lipper meint
Wenn die Politik es wirklich ernst meint mit dem irrsinnigen Ressourcenverbrauch und Klimawandel, dann müsste diese Entwicklung doch vorrangig und mit allen zur Verfügung stehenden Mittel gepusht werden. Dagegen stehen die Interessen der Mineralölkonzerne, der Gasriesen und nicht zuletzt auch die der Energieversorger und Netzbetreiber und deren Aktionäre. Da gehen eine Riesenmenge Pfründe ersatzlos verloren und aus der Erfahrung heraus ist die Politik leider nicht so einzuschätzen, dass sie zum Wohl der Menschheit immun gegen Lobbiismus und Zuwendungen ist.
Wolfgang Oberlehner meint
ich bin fasziniert von dieser Möglichkeit der Energiegewinnung. Die Forschung ist auf dieses Gebiet zu konzentrieren. Wann kann man Prototypen sehen? Braucht es Testpersonen, Testregionen? Wir stehen gerne zur Verfügung.
Marko Pietraszczyk meint
Ein sehr faszinierendes Thema. Bei Kleingeräten mit niedrigem Energiebedarf wird man so sicher schnell erste Muster für den täglichen Gebrauch entwickeln, insofern das politisch bzw. Energiepolitisch gewollt ist. Ein Auto zu betreiben ist da schon eine andere Grössenordnung. Vielleicht sollte man hier auf Hybridlösungen setzen. Das heißt Strom aus Steckdose + Batterie + Neutrinovoltaic Zelle. Das würde die Reichweite eines Elektroautos erweitern und man könnte damit vielleicht auch Mal in den Urlaub fahren. Vielleicht wäre das technisch schneller zu lösen, als nur allein auf Energie aus der Neutrinovoltaic zu setzen. Die grossen Energiekonzerne hätten dann vielleicht auch keine Angst mehr überflüssig zu werden und wären geneigter sich zu beteiligen…
Viel Erfolg beim Entwickeln!